Wie mich der Tod zur Freiheit brachte

Heute vor 6 Jahren ist meine Mutter an einem geplatzten Aneurysma gestorben. Von jetzt auf gleich. Das macht etwas mit einem. Wenn einem die Vergänglichkeit des Lebens so hart ins Gesicht schlägt. Wenn der Tod sich einfach das nimmt, was er will. Wenn etwas unvorstellbares einfach so passiert. Ohne Kontrolle. Ohne Vorbereitung.

Wir tun so, als seinen wir unsterblich

Unser Verhalten im Leben gleicht oft dem eines unsterblichen Menschen. Als hätten wir noch ewig Zeit, um dem nachzugehen, was uns entspricht. Unser Potenzial zu entfalten. Unseren Beitrag zu leisten. Im Moment zu leben, anstatt ständig in der Zeit zwischen Vergangenheit und Zukunft zu reisen.

Wir machen andere für unser Leid verantwortlich, urteilen über sie, kämpfen. Dabei reicht eigentlich der Blick nach Innen. Und eine andere Sichtweise auf unsere Probleme und das Außen.

Es ist schon alles da

Ich gehe seit dem Tod meiner Mum endlich den Weg zu mir. Weg vom Außen. Hin zum Innen. Zu dem, was schon immer da war. Das keine zwanghafte Bestätigung von Außen benötigt, um genug zu sein. Daraus hat sich eine Überzeugung entwickelt, dass alles jetzt gerade richtig und gut ist, wie es es. Dass man gar nicht muss, sondern einfach will oder ist. Und das funktioniert nur mit wahrer Selbstliebe. Liebe gegenüber einem selbst, die nicht gespielt ist. Nichts vortäuscht. Die sogar wahrhaftig ist, wenn man Fehler macht. Wenn man sich nicht richtig fühlt. Wenn der Moment noch nicht genug ist.

Allem mit Liebe begegnen

Sich und allem mit Liebe zu begegnen ist kein einfaches Unterfangen. Vermeintlich zu stark sind die Prägungen der Vergangenheit. Die Konditionierung, zu funktionieren. Sich zusammen zu reißen. Den Körper zu zwingen. Den Geist zu pushen. Um… ja, um WAS eigentlich? Um erfolgreich zu sein? Geld zu verdienen? Angesehen zu werden? Endlich Liebe zu verdienen?

Die wahre FREIHEIT

Heute kann ich mich immer mehr von diesen Konditionierungen der Vergangenheit lösen. Das ist für mich wahre FREIHEIT. Nicht die Selbstständigkeit. Nicht die finanzielle Unabhängigkeit. Nicht die Ortsunabhängigkeit. Die wahrhaftige, aufrichtige Liebe zu mir selbst und allem gegenüber, was mir passiert. Allen Menschen gegenüber, die mir begegnen. Ob negativ oder positiv. Frei von Wertung.

Das Potenzial wecken

Ich bin überzeugt davon, dass mit einer solchen kultivierten Basis man automatisch dem nachgeht, was man will. Von dem man überzeugt ist. Das sich richtig anfühlt. Wenn man eine gute, innige Verbindung zu sich hat. Zum Herzen und zur Seele. Zu den tiefsten Wünschen. Dann entdeckt man auf einmal Überzeugungen, die man vorher noch nicht sehen konnte. Man befreit Potenziale und Anlagen, die man vielleicht lange unterdrückt hat. Weil man dachte, man sei nicht gut genug oder weil man zu sehr damit beschäftigt war, die Schwächen auszumerzen und durchzuhalten.

Am Ende ist es einfach

Das Leben ist simpel. Es basiert auf den einfachsten Prinzipien. Alles, was einem geschieht ist einfach nur ein Spiegel meines Inneren. Positiv und negativ. Je weniger ich kämpfe, je mehr ich es annehme und allem mit Liebe begegne. Desto mehr bin ich bei mir. Desto mehr kann ich (mein Leben) leben.

Es gibt nur zwei Gefühle

Den Tod meiner Mutter habe ich angenommen. Ich suche nicht nach Schuldigen. Ich fühle mich nicht bestraft oder als Opfer. Ich sehe sogar das Geschenk der Bewusstheit über die Endlichkeit des Lebens. Über die Bewusstheit über die Liebe und Dankbarkeit. Über die Bewusstheit der Relativität. Ich bin so dankbar für alles, was nach dem Tod passiert ist. Es ist kein leichter Weg, aber der bisher schönste Abschnitt meines Lebens, in dem ich endlich mehr das lebe, was mir entspricht.

Das kann einem niemand abnehmen. Niemand kann einem sagen, was man machen soll oder muss, um dorthin zu kommen. Aber man braucht auch nicht leiden oder den Tod erfahren, um sich selber zu beFREIEN. Ich denke, man muss sich nur darüber bewusst werden, dass es lediglich zwei Gefühle in der Welt gibt:

Angst und Liebe

Und dann muss man sich nur entscheiden. Immer wieder. Je öfter man sich für die Liebe entscheidet. Man Dankbarkeit, Achtsamkeit und Bewusstheit übt. Desto eher naht die eigene, individuelle FREIHEIT.

Liebe Mum, ich denke an dich und liebe dich.

 

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4 Kommentare
  1. Petra Meese
    Petra Meese sagte:

    ❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️
    Lieber Jan, Deine Mum wäre sooo stolz über Deine Reflektiertheit und Bemühungen das Leben zu verstehen gewesen, denke ich… Eines ihrer Lieblingsbücher war – zumindest in einer bestimmten Phase ihres Lebens – WAS BLEIBT STIFTEN DIE LIEBENDEN von Jörg Zink. Sie hatte immer so viele Fragen an das Leben…. Ich habe den Eindruck, dass Du ihre Haltung dem Leben gegenüber fortführst…. Liebe Grüße von Deiner Petra, die gerade bei ihrem Mann in Genf ist.
    ❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️

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    • Jan
      Jan sagte:

      Liebe Petra. Danke für deinen schönen Kommentar. Das rührt mich zutiefst. Gespürt habe ich das auch. Und nach Ihrem Tod habe ich mir geschworen, die Dinge weiterzuführen, für die Erdmuthe stand und die ich an ihr schätzte. Meine Fragen an das Leben reißen auch nicht ab. Meine Neugierde ist ungebrochen. Verbunden mit Verzweiflung. Das gehört dazu. Aber ich finde immer mehr Antworten und es geht nur noch in eine Richtung. Das Buch bestelle ich mir. Ich drücke dich fest und würde mich unendlich freuen, dich und dein Familie mal wieder zu drücken. Grüß alle ganz lieb, dein Jan ?

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  2. Elke
    Elke sagte:

    Lieber Jan, dein Beitrag ist wunderbar! So mit dem Herzen geschrieben! Keine Verbitterung, keine Anklage. Nur Liebe. Darum geht es. Bereit sein, das Leben zu fühlen und anzunehmen und immer mehr zu sich selbst zu kommen. Vor gut zwei Jahren ist meine Tochter aus dem Leben gegangen. Und ich bestätige jeden einzelnen Satz von dir. Alles Gute und viel Liebe für deinen Weg! Elke

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    • Jan
      Jan sagte:

      Liebe Elke. Ich danke dir für deinen Kommentar. Ja, das kam alles sehr spontan von Herzen. Von einem Ort der Liebe, nicht der Angst. Die beiden einzigen Gefühle in der Welt, wenn man mich fragt. Sich immer wieder für Liebe zu entscheiden ist die große Challenge. Obwohl es gar keine ist… 😉

      Das ist wirklich ein großer Schicksalsschlag und tut mir unendlich Leid. Es ist immer so verdammt schwierig, wenn geliebte Menschen vor einem gehen. Und dann auch noch die eigene Tochter. Ich kann es mir gar nicht vorstellen. Aber auch hier bleibt uns nur die Entscheidung für die Liebe und die innere Freiheit. Die Annahme. Wundervoll, dass du diesen Kraftakt hinbekommen hast. Deine Tochter hätte es sicher so gewollt.

      Alles ist ein Ganzes. Alles ist miteinander verbunden. Das hilft mir bei jeder Entscheidung. Und selbst bei solche einem Schicksal sind wir auch dadurch nicht allein.

      Alles Liebe für dich. Lebe aus vollem Herzen! Jan 🙂

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