Anders ist das neue Normal
Der kleine Hund auf dem Titelbild dieses Beitrags gleicht mit seinem weichen, weißen Fell dem weichen, weißen Sand unter seinen Pfoten. Wie ein Chamäleon scheint er sich seiner Umgebung angepasst zu haben, um sich den avisierten Futterarealen diskret Zugang verschaffen zu können. Aber nicht nur das war auffällig an diesem knuffigen Tier. Trotz seiner geringen Größe wirkte er mit seinem ruhigen Gemüt wie ein souveräner, eleganter Silberlöwe, als er es sich wie selbstverständlich im Schatten meiner Liege bequem machte. Er fiel auf unter den vielen Hunden am Strand von Tulum. Irgendwie war er… anders. Und doch er selbst.
Der Industrialismus der letzten Jahrzehnte nähert sich mindestens seiner Halbwertszeit. Ein Zeitalter, in dem Produktion, Marketing, Politik und soziale Systeme aneinander ausgerichtet waren und uns gemeinsam dorthin geschoben haben, wo die Macher dieser Zeit uns haben wollten: die gesellschaftliche Mitte.
Der neue Weg aber heißt: Mehr Informationen, mehr Auswahl, mehr Freiheit und mehr Interaktion. Und anders sein heißt vor allem, darauf zu bestehen, die Wahl zu haben. Aber Freiheit bedeutet auch, Verantwortung für seine Entscheidungen zu übernehmen.
Wir streben alle so sehr danach, uns abzusetzen. Und gucken dabei viel links und rechts auf andere und deren verlockende Ablenkungen. Um anders zu sein. Jahrelang wurde uns von Medien, Bildung und Politik eingehämmert, uns zu spezialisieren. Zu Experten zu werden. Soweit, so gut.
Aber was bedeutet dieses anders sein denn für den Einzelnen? Was geschieht, wenn wir krampfhaft nach dem „richtigen Ansatz“ suchen, um anders zu sein, um zu diesem Experten zu werden? Wie gehen wir mit den ganzen Einflüssen der vermeintlichen Experten um, die wie eine Horde Affen ganze Wälder links und rechts von unserem Lebensweg bevölkern und unsere Aufmerksamkeit wollen. Unsere Zeit, unser Geld, unseren Glauben, unsere Stimme, unseren Like, unseren Kommentar.
Allzu oft finde auch ich mich dadurch mit diesen Möglichkeiten und Ablenkungen überfordert. Der Überforderung, mit dieser neuen Entwicklung umzugehen. Danke für mehr Entscheidungsfreiheit – wirklich! Danke für mehr Information und Interaktion. Aber was ist mit der Selektion? Warum fällt es uns immer wieder so schwer, uns zu entscheiden? Welcher Online-Kurs, welches Studium, welcher Freundeskreis, welcher YouTuber ist es denn nun – für mich? Welcher dieser brüllenden Äffchen hilft mir denn nun weiter auf meinem persönlichen Weg zum Expertendasein? Damit auch ich endlich diese neue Freiheit genießen kann, anders zu sein. Ich zu sein.
Anders sein bedeutet für mich persönlich vor allem ICH zu sein. GENUG zu sein. DIE Person zu sein, die ich schon lange bin. Und wenn ich das noch nicht weiß, ist es meine Aufgabe, es herauszufinden.
All die Quellen, Menschen und Ausbildungen können uns dabei Ansätze geben. Aber das individuelle WAS und WARUM müssen wir aus meiner Sicht in uns selbst suchen und uns regelmäßig ehrlich fragen. Es erspüren. In unserem tiefsten, inneren Kern, den nur wir kennen.
Dort unten in unseren Intuition schlummert der Experte, der automatisch anders ist. Der sich dafür nicht einmal bemühen muss, sondern einfach nur machen muss. Der zur ersehnten Freiheit führt. Dort wartet er auf uns und nicht auf der elfenbeinfarbigen American-Psycho-Visitenkarte, dem fancy Jobtitel oder dem Summa Cum Laude Abschluss.
Wir müssen uns gar nicht so sehr anstrengen, den richtigen Monkey im Mind an den Wegrändern zu finden. Wir können einfach geradeaus gehen. Einen Schritt vor den anderen setzen. Und üben, immer mehr in uns zu horchen. Unsere Intuition zu erspüren. Lernen, ihr zu vertrauen.
Also last euren Vogel aus dem goldenen Käfig. Zieht das Schwert aus dem Stein, dass nur ihr aus dem Stein ziehen könnt. Schreibt den Artikel, den nur ihr schreiben könnt. Erzählt die Geschichte, die nur ihr erzählen könnt. Malt das Bild, dass nur ihr malen könnt. Kreiert den Mehrwert, den nur ihr beitragen könnt.
Seid ihr selbst. Seid anders.
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Was ist “normal”? Schaut euch die Antwort von diesem Physiker an:
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