Warum nichts tun glücklich macht
Es fängt am frühen Morgen an. Man muss aufstehen. Nein, nein. Erstmal aufwachen. Dann muss man den Snooze-Button besiegen und tatsächlich aufstehen. Das (zuckersüße) Gegrummel der Liebsten muss man auch dulden, die in Ruhe weiter schlafen will. Ach, den Kater hätte ich fast vergessen, den man verdrängen muss, weil er seit fünf Uhr etwas essen will. Nach dem Aufstehen muss man aufpassen, dass man nicht über ihn stolpert und tödlich verunglückt. Auf Toilette muss man, das Raubtier füttern, sich im Spiegel angucken, Zähne putzen, duschen, föhnen, essen, trinken – natürlich nur GESUND. Sich anziehen – natürlich passend. Das Handy checken, tschüss sagen, ’nen Kuss geben, Portemonnaie und Schlüssel nicht vergessen… AAAAAAAH!!!!! Und wir sind nicht einmal aus der Tür raus.
Aus Prinzip gar nichts
Das kennst du doch auch. Das Pflichtprogramm kann uns so vereinnahmen, dass wir nicht mehr wissen wo oben und unten ist. Das hat wenig mit Freiheit zu tun. Die ganzen Aktionen. Die ganzen Gedanken. Die ganzen Hinweise von außen. Die Stimmen von innen. Die Wünsche. Die Ziele. Das Bankkonto. Die Freundin.
Aus Prinzip MUSS man so vieles, dass man gar keine Muße mehr hat über das nachzudenken, was man sich wirklich wünscht. Wer man wirklich ist.
MUSS man jetzt dazu erst ins Burnout rutschen? MUSS man erst den Jakobsweg gehen? MUSS man erst die Weltreise machen? MUSS erst jemand sterben, den man liebt? Vielleicht. Keine Ahnung. Ich denke nicht.
Wenn überhaupt, muss man auf sich und seinen Körper hören. Was tut mir gut? Was kann ich? Was entspricht mir? Was macht mir Freude? Was wünsche ich mir? Was bereitet mir immer wieder Probleme? Bin ich frei?
Einfach mal nur reflektieren. In der Bahn mal nur aus dem Fenster schauen.
Verplane dich nicht, sondern sei mal verplant
Hast du die neue Verfilmung von Antoine Saint Exuperys „Der kleine Prinz gesehen“? (Link) MUST SEE! Ein Kunstwerk. Die Geschichte ja sowieso. Aber selten habe ich so einen gut umgesetzten Animationsfilm gesehen. Schön. Emotional. GROSSARTIG! Im Film plant die Mutter das gesamte Leben ihrer kleinen Tochter in Kalenderwochen. Alles ist strukturiert und es gibt keine Zeit für Freizeit. Sie muss fast ausschließlich lernen und üben, um später mal eine erfolgreiche Erwachsene werden zu können. Die Mutter sieht die Tochter fast nie, weil sie selber ständig arbeitet. Natürlich macht das die Kleine komplett unglücklich und überfordert sie maßlos. Bis sie ihren chaotischen, alten aber liebevollen Nachbarn kennenlernt, der sie auf eine fantastische Reise mitnimmt…
Wann hast du dir deine letzte Reise aus dem Alltag gegönnt? Damit meine ich jetzt nicht die Netflix-House-of-Cards-Session von Freitag Abend bis Sonntag Abend. Nicht die Feierei bis in die Puppen. Nicht das vollgepackte Feierabend-Programm. Nicht den durchgeplanten Urlaub.
Ich meine Müßiggang. Inspiration ohne Erwartung. Den Weg zurück zur Natur. Den Weg zurück zu dir. Sich die Auszeiten zu nehmen, die man braucht. Ganz individuell. Nicht der nächsten Verlockung nachzugehen. Sich nicht mit anderen DOern zu vergleichen. Nicht mithalten zu müssen.
Einfach mal nur reflektieren. Nur aus dem Fenster in der Bahn schauen. Nicht auf dem Handy nach Pokémons. Kannst du das noch? Oder ist das MÜSSEN zu stark?
Mir tut das Überprüfen sehr gut. Es entspannt mich sogar.
Was ich alles muss
Diese Stimme in meinem Kopf ist immer noch laut. Aber seit ein paar Monaten kann ich besser mit ihr umgehen. Alles besser ins Gleichgewicht bekommen. Was für ein befreiendes Gefühl! Aber natürlich muss ich immer noch. Aufs Klo gehen. Die Miete bezahlen. Essen. Trinken. Aber dann vor allem auf mich achten und die richtige Achtsamkeit an den Tag legen. Ich versuche, immer wieder IN JEDEM MOMENT in mich zu hören und zu überprüfen, ob ich gerade wirklich etwas muss, dass ich gerade tue.
F*ck, hört sich das anstrengend an, oder? Immer alles zu überprüfen. Man will doch einfach nur machen, ohne darüber nachzudenken. Und dann auf dem Weg bestenfalls aus den Fehlern lernen. Das ist auch eine Methode. Bei mir funktioniert sie leider nicht sooo gut. Ich ärgere mich dabei zu oft über das getane. Und komme beim aus den Fehlern lernen nicht hinterher.
Mir tut das Überprüfen sehr gut. Es entspannt mich sogar. Weil ich viel schneller aus meinen Fehlern lerne. Ich überprüfe schon während oder vor der Tat (dabei hilft mir Meditation sehr). Und kann gleich einlenken. Ob es nun eine Aussage gegenüber anderen Menschen ist. Ein Projekt bei der Arbeit. Oder der Konsum von Nahrungsmitteln. Irgendwann geht das Überprüfen in die Intuition über und man tut viele Dinge gezielter, die einem gut tun.
Neues entsteht aus der Stille. Der Fokus aufs Machen wirkt hingegen oft zerstörerisch.
Mehr stille Kurzurlaube für mehr Produktivität
Wenn ihr euch überfordert fühlt, rate euch zu mehr Auszeiten. Es können kleine sein. Im Blockbuster „Collateral“ (mit Tom Cruise und Jamie Foxx) spielt Jamie Foxx einen Taxifahrer, der hinter seiner Sonnenblende im Auto das Bild seiner Trauminsel zeigt. Klappt er seine Sonnenblende herunter, hat er „Urlaub“. Gönnt euch also eure Kurzurlaube. Oder auch lange. Lest inspirierende Bücher und Blogs. Geht mehr in die Natur. Schaut in den Himmel. Zieht euch zurück. Setzt Kopfhörer auf. Seid mal unproduktiv. Um anschließend gezielter produktiv sein zu können.
Die Welt ist ständig im Wandel. Alles ändert sich. Vieles wird automatisiert. Lass dich nicht ständig mitreißen von diesem Strom. Lass auch mal gut sein. Ansonsten läufst du Gefahr, dich nur anzupassen und mitzuhalten. Überprüfe das. Ob nun durch bewusste Auszeiten, die dir gut tun, durch Meditation, durch Sport, durch Faulenzen. Du findest sicher deinen Müßiggang. Lass Neues entstehen und erzwinge es nicht.
Das Universum ist aus der Stille entstanden. Du bist daraus entstanden, dass zwei verliebte Menschen in der Dunkelheit Knickknack gemacht haben.
Neues entsteht aus der Stille. Der Fokus aufs Machen wirkt hingegen oft zerstörerisch.
Und jetzt alle: https://www.youtube.com/watch?v=2AqC_tGbRhI&list=RD2AqC_tGbRhI#t=8
Ein sehr ehrlicher Song 🙂