F**K IT!

Ich mag die deutsche Sprache und stehe auch auf Fremdwörter. Weil sie die Erzählstruktur dynamisch halten und Leute beeindrucken. Aber ich fluche auch gern. Sehr gern sogar. Ich brauche das förmlich als Ventil. Auch (sprachliche) Obszönitäten sind mir nicht fremd. Deswegen habe ich gerade dieses Jahr in meiner eher schwierigen Lebensphase sehr mit den beiden Buchtiteln „F**K IT – The ultimate spiritual way“ und „The subtle Art of not giving a F**k“ re­so­nie­rt (Vorsicht, Fremdwort).

F**K IT zu sagen, kann die schnellste Entspannungsübung sein, die man sich vorstellen kann – loslassen, Abstand gewinnen, akzeptieren, was ist. Es ist eine Lebenseinstellung, die einen Negativität schneller annehmen lässt. Anstelle sie krampfhaft mit Affirmationen und positivem Denken bekämpfen oder gar egalisieren zu wollen.

Manchmal ist es einfach sehr, sehr befreiend zu sagen: Wenn etwas scheisse ist, dann ist das eben so. Nicht etwas können müssen. Nicht gefallen wollen. Nicht herausragen. Sondern seine Grenzen akzeptieren und dann ganz neue Grenzen setzen. Potenzialentfaltung mal anders.

Um sich aufs Wesentliche zu konzentrieren und seine individuellen Stärken herauszufinden, kann die F**K IT-Methode echt helfen. Nein, sie kann sogar BERGE versetzen!

Vielleicht kennt ihr jemanden, der jemanden kennt, der sich genauso verhält und auch noch bekommt, was er will. Vielleicht löst das in euch Bewunderung, Neid oder Abscheu aus. Vielleicht auch gar nichts. Fakt ist, dass diese Menschen oft ziemlich gut vorankommen im Leben. Lassen wir die moralischen und philanthropischen Perspektiven zunächst mal außer acht.

Leichte Entscheidungen, schweres Leben.
Schwere Entscheidungen, leichtes Leben.

Aber verkauft jemand sein Hab und Gut, zieht nach Bali, macht nur noch Dinge, die er liebt und hat damit auch noch Erfolg? Reduziert jemand seine Beamtenstelle, um mit seinem Freund einen Podcast innerhalb eines Jahres erfolgreich zu launchen? Sagt jemand im Gehaltsgespräch exakt, was er kann und will und akzeptiert keine Kompromisse – und bekommt seine Erhöhung?

Das sind doch schöne Beispiele. Alle Beteiligten kochen mit Wasser, das kann ich versprechen. Sie haben aber das F**K IT-Prinzip einfach öfter geübt. Und verlassen sich immer mehr auf sich und ihre Wünsche. Eigentlich alternativlos – aber was hält uns davon ab, das zu tun, was wir wirklich konsequent wollen?

Tja, da gibt es eine Menge. Zum Beispiel der Druck von Außen: Eltern, Freunde, Gesellschaft, Produktivitäts-Apps, To-Do-Lists, Kunden, Finanzamt, Polizei, frühere Inkarnationen, Coaches, Bücher, Facebook-Bildchen, Instagram, sprachgewandte Menschen, NLP.

Oder der Druck von Innen (der wiederum mit dem von Außen zusammenhängen kann, wenn man ihn zulässt und nicht „F**K IT“ sagt). Man ist nicht gut genug, hübsch genug, reich genug, gesund genug, hat ja auch Fehler gemacht, ist chronisch krank, entspricht nicht der Norm, hat nicht das Zertifikat, findet sich nicht in der Stellenbeschreibung wieder, trifft das Tor nie, bekommt immer ’ne Abfuhr, schreibt zu viele Aufzählungen in seinen Blog-Artikeln.

Wenn Liebe dazukommt, wird es vermeintlich schwerer klare Kante zu zeigen. Man möchte seine Liebste damit nicht verletzten, nicht egoistisch oder kalt wirken. Das passiert schnell beim F**K IT-Prinzip (zumindest, dass man so wirkt). Menschen fühlen sich ausgeschlossen, nicht verstanden. Sie können F**K IT-Entscheidungen oftmals nicht oder noch nicht nachvollziehen. Es gehört bei der Liebe also eine Menge Vertrauen zur harten Entscheidung dazu. Vertrauen in sich, dass man tut, was man tun muss und das aus bestem Wissen und Gewissen macht. Im besten Falle wächst man dadurch und die Partnerin und Beziehung gleich mit. Es locken sogar mehr Erfüllung, Glück und Zufriedenheit durch mehr Mut, Verantwortung und Klarheit.

Niemand nimmt einem die Entscheidungen im Leben ab. Was man WIRKLICH will, weiß man nur selber. Und wenn man das noch nicht weiß, sollte das der Number One Task und man sollte so heiß wie Gollum auf den Ring sein. Denn ansonsten entscheiden das andere für einen, was oftmals nicht gut ausgeht. Dann doch lieber einmal mehr F**K IT sagen und sich später entschuldigen, als sich fremdgesteuert fühlen oder etwas gar nicht zu tun – obwohl man es am Ende unbedingt will…

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